Die optimale Geschäftsübergabe – Teil 1: Die Planung

Haben Sie sich schon über die Zukunft Ihres Betriebes Gedanken gemacht? – Trotz alternder Bevölkerung sind viele Betriebe in Deutschland noch nicht auf eine Geschäftsnachfolge vorbereitet. Viele Unternehmer unterschätzen den zeitlichen Aufwand, den die Vorbereitungen und den eigentlichen Übergabeprozess betreffen, wie zum Beispiel das Aufstellen des Businessplans für die kommenden Jahre oder die Genehmigungsabläufe. Nicht umsonst gilt die Geschäftsübergabe als eine der schwierigsten unternehmerischen Aufgaben und als eine Entscheidung mit ungewissem Ausgang.

Das Institut für Mittelstandsforschung (IfM) Bonn schätzt, für den Zeitraum von 2014 – 2018 circa 135.000 Unternehmensübergaben allein in Familienunternehmen.

Eine frühzeitige Vorbereitung unterstützt nicht nur den reibungslosen Übergabeprozess, sondern setzt durch durchdachte, langfristige Planung das Unternehmen auch von anderen Wettbewerbern ab.

Die Infografik „Die optimale Geschäftsübergabe“ erläutert die 6 Schritte, die bei einer Betriebsnachfolge beachtet werden müssen, egal zu welchem Zeitpunkt die Planung beginnt und welche Form für die Betriebsübergabe geplant ist. Im ersten Teil behandeln wir die ersten beiden Schritte dieses Prozesses. Es folgen zwei weitere Teile.

Die nachfolgende Grafik stellt eine Art Checkliste dar, welche im Übergabeprozess wegweisend dienen soll. Eine detaillierte Beschreibung der einzelnen Punkte finden Sie unterhalb der Infografik.
Natürlich läuft jede Unternehmensnachfolge anders ab. Nicht jeder Punkt ist daher für jeden gleich wichtig. Der nachfolgende Prozess soll vielmehr eine umfangreiche Abfolge und Checkliste fallübergreifend für Betriebsübernahmen sein.

Geschäftsübergabe Planung

 

1. Schritt: Vorbereitung

Im ersten Schritt setzt sich der Unternehmer mit dem grundsätzlichen Gedanken der Unternehmensweitergabe auseinander. Hier gilt es verschiedene grundlegende persönliche Entscheidungen zu treffen.

Die Basis für eine gelungene Unternehmensübergabe ist die Bereitschaft des Übergebers. Um dies zu erreichen muss sich der Übergeber zuerst einmal auch emotional mit der Übergabe auseinandersetzten. Mögliche Gründe für das Scheitern einer Geschäftsübergabe seitens des Übergebers sind beispielsweise Verlustängste, die Scheu vor familiären Konflikten oder der Mangel an alternativen Lebensinhalten, verbunden mit dem Stolz auf das Lebenswerk. Auch wenn es hart klingt, Unternehmer, die in dieser Phase der Übergabe stehen, sollten jegliche Entscheidungen unabhängig von Familienangehörigen oder anderen externen Faktoren wie der aktuellen wirtschaftlichen Lage treffen.

Nach Klärung der emotionalen Einstellung, sollte der Status quo erörtert werden. Dazu sollte sich der Unternehmer eine Reihe wichtiger Fragen stellen. Zum einen sollte erörtert werden, was die momentane Ausgangslage des Unternehmens ist. Hier gilt es verschiedenste, generelle aber auch branchenspezifische Bereiche zu untersuchen.

  • Wie wirtschaftlich, rentabel und wettbewerbsfähig ist das Unternehmen?
  • Steht ein potentieller Nachfolger in Aussicht?
  • Wie ist die momentane wirtschaftliche Situation einzuschätzen?
  • Gibt es branchenspezifische Punkte die beachtet werden müssen?
  • Wie sieht die eigene Zukunftsplanung sowie die Altersvorsorge aus?

Auch die rechtlichen und steuerlichen Rahmenbedingungen einer Betriebsübergabe sollten gut durchdacht werden. Dazu gehören beispielsweise steuer- und abgabenrechtliche Themen, die sich aus dem Arbeitsrecht, dem Steuerrecht, dem Handelsrecht, dem Sozialversicherungsrecht etc. ergeben. Um eine abgabenoptimierende Vorgehensweise zu ermöglichen, ist es erforderlich diese sowohl bei der späteren Rechtsformwahl als auch in der Vertragsgestaltung entsprechend zu beachten. Auch die weichenden Erben, also erb- und anwartschaftsberechtigte Familienmitglieder, die nicht zum Zug kommen, müssen in diesem Schritt bedacht werden.

Da sich jede Geschäftsübergabe anders gestaltet, empfiehlt sich hier das Aufsuchen eines Steuerberaters beziehungsweise einer Rechtsberatung. Auch die Industrie- und Handelskammern sowie die Handwerkskammern können hier weiterhelfen.

Nun gilt es eine Entscheidung zu fällen ob man das Projekt Unternehmensübergabe wirklich fortführen möchte. Nach Klärung der persönlichen Einstellung und der Lage des Unternehmens kann die Bilanz gezogen werden. Der Unternehmer sollte sich ganz bewusst die Frage stellen: „Bin ich grundsätzlich bereit für eine Geschäftsübergabe?“. Für die finale Entscheidung sollten sämtliche zuvor ermittelten Argumente in Stichpunkten auf einem Blatt Papier zusammengetragen werden. Besonderer Fokus sollte auf die Gründe der Betriebsübergabe.

Nun, da die Grundentscheidung getroffen wurde und bereits Überlegungen bezüglich der betrieblichen Zukunft vorgenommen wurden, steht die Erstellung eines Businessplans an. Der Businessplan unterstützt bei der weiteren Planung und Konkretisierung der Übergabe und gibt dem Übernehmer und eventuell weiteren beteiligten Parteien eine Übersicht. Das erstellte Konzept hilft dabei die wirtschaftliche Tragfähigkeit der Betriebsübergabe zu überprüfen. Die wichtigsten Grundbausteine eines Businessplans lassen sich hier nachlesen.

Basierend auf dem Businessplan kann nun die Zeit festgelegt werden, innerhalb der eine Geschäftsübergabe realisierbar ist. Eine Betriebsübergabe passiert „nicht mal eben“. Im Idealfall beginnt der Betriebsinhaber 5-7 Jahre vor dem geplanten Übergabezeitpunkt mit den ersten Vorbereitungen. Natürlich gibt es neben dem Rentenalter auch unvorhersehbare Gründe einer Geschäftsübergabe, wie beispielsweise gesundheitliche Einschränkungen oder dem plötzlichen Tod des Eigentümers. Gerade deswegen sollten Unternehmer immer einen Notfallplan parat haben.

Nachdem das Übergabevorhaben jetzt konkretisiert und die aktuelle Lage des Unternehmens untersucht wurde, kann der Übergeber nun das Unternehmen vorbereiten. Eventuelle kleine Schwachstellen, die den Unternehmenswert senken könnten, oder das Unternehmen für einen potentiellen Übernehmer unattraktiv machen könnten gilt es nun so gut wie möglich zu beseitigen. Die Faktoren sind natürlich abhängig von der jeweiligen Unternehmenssituation und Branche. Mögliche Stellschrauben hierfür sind die Kosten- und Liquiditätsoptimierung, die Umsatzsteigerung durch Realisierung von Wachstumspotenzialen, die Optimierung der Finanzierung aber auch die Bilanzpolitik. Genauere Maßnahmen zur Vorbereitung auf die Geschäftsübergabe bietet diese Webseite.

2. Schritt: Grundlagen legen

Im zweiten Schritt werden nun externe Informationen gesammelt und Parteien wie z.B. Berater und potentielle Nachfolgekandidaten hinzugezogen, die bei der Übergabe hilfreich oder essentiell sind.

Eine Unternehmensübergabe erfordert Fachwissen in verschiedensten Bereichen. Daher ist es sinnvoll, möglichst frühzeitig einen Berater zu konsultieren. Diese Berater können nicht nur Hinweise zu spezifischen Fachfragen beantworten, sondern begleiten auch durch den gesamten Übergabeprozess. In jedem Fall lohnt es sich die Hilfe der Kammern sowie eines Unternehmens- und Steuerberaters sowie Notars und Rechtsanwalts in Anspruch zu nehmen. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie bietet eine umfassende Liste von Beratungsstellen, die während des Übergabeprozesses bei verschiedensten Detailfragen weiterhelfen können.

Die familieninterne Übergabe eines Betriebs war über Jahrhunderte hinweg ein natürlicher Prozess im Lebenszyklus vielen kleiner Unternehmen. Doch diese traditionelle Form ist heutzutage keineswegs mehr selbstverständlich. Nicht nur deswegen sollte der Betriebseigentümer die Übergabeform klären. Grundsätzlich gibt es fünf Formen der Übertragung:

  • Vererbung/Schenkung innerhalb der Familie
  • Verkauf des Betriebs
  • Verpachtung
  • Einsatz einer Fremdgeschäftsführers
  • Umwandlung in eine kleine AG

Die Übergabeform ist auch Basis für sämtliche steuerliche und rechtliche Aspekte. Detaillierte Informationen zu den einzelnen Übergabeformen stehen auch auf dem Unternehmerportal des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie zur Verfügung.

Für eine Geschäftsübergabe muss der Übergeber auch eine Bewertung vornehmen. Dafür sollte der Unternehmenswert professionell ermittelt werden. Hierfür sind neben gängigen Kennziffern wie Gewinn, Umsatz, Anlage- und Umlaufvermögen, eine Reihe von Faktoren relevant, wie zum Beispiel der Wettbewerb oder die Liquidität. Ein einfaches Einschätzen aus den persönlichen Eindrücken reicht hier nicht aus. Die in der Praxis am häufigsten angewandten Methoden sind das Ertragswertverfahren, das Discounted Cashflow-Verfahren und die Multiplikatormethode. Die Ermittlung des Unternehmenswertes ist abhängig von der Form der geplanten Übergabe des Unternehmens. Für eine optimale Bewertung auf den sämtlichen Übergabeverhandlungen aufbauen können, empfiehlt sich spätestens jetzt einen Berater zu konsultieren.

Weitere nützliche Informationen bezüglich Unternehmensbewertung stellen das BmWi sowie die jeweiligen IHK’s, wie beispielsweise die IHK Frankfurt zur Verfügung

In diesem Schritt sollten Sie auch einen geeigneten Nachfolger finden. Grundsätzlich kann dieser Prozess mit der Aufstellung einer Art „Steckbrief“ begonnen werden, in welchem die Anforderungen an den zukünftigen Nachfolger aufgestellt werden. Dieser sollte sich an den geforderten persönlichen Fähigkeiten und fachlichen Fertigkeiten orientieren.

Die eigentliche Suche beginnt im unmittelbaren Umfeld. Gibt es Familienmitglieder, die sich für eine Geschäftsübergabe interessieren? Der aktuelle Trend zeigt, dass vor allem im Handwerk die familieninterne Übergabe an Bedeutung verloren hat. Sollte kein Familiennachfolger zur Verfügung stehen – oder auf das vorher aufgestellte Anforderungsprofil passen, so bietet sich vielleicht ein betriebseigener Mitarbeiter an. Einfühlsame Mitarbeitergespräche mit Angestellten, die eventuell schon die notwendigen Kenntnisse und Führungsqualitäten unter Beweis gestellt haben, könnten den passenden  Betriebsübernehmer innerhalb des Unternehmens zum Vorschein bringen.
Wenn auch dies nicht von Erfolg gekrönt ist, bieten Unternehmensbörsen wie „nexxt-Change“ die Möglichkeit überregional nach einem geeigneten externen Käufer zu suchen. Auch bei der Nachfolgersuche können die örtlichen Kammern und Fachverbände weiterhelfen.

Basierend auf sämtlichen zuvor ausgearbeiteten persönlichen Überlegungen gilt es nun die gewünschten – aber realistischen Verkaufsbedingungen zu bestimmen. Jetzt sollten Sie einen genauen Plan haben, ob Sie Ihr Unternehmen an Familienmitglieder oder persönliche Bekannte vermachen wollen oder einen externen Käufer bevorzugen. Außerdem sollten Sie sich Gedanken über die finanziellen Voraussetzungen wie z.B. einen angestrebten Kaufpreis gemacht haben und…

Im nächsten Teil unserer Serie möchten wir aufzeigen wie welche Schritte kurz vor der offiziellen Übergabe anstehen. Sie interessieren sich für das Thema Geschäftsübergabe? Dann abonnieren Sie doch einfach unseren kostenlosen Newsletter.

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3 Kommentare

  1. Vielen Dank für diesen Beitrag zur Geschäftsübergabe. Mein Vater möchte mir sein Unternehmen überschreiben und wir suchen gerade noch einen Notar, der uns einen Übergabevertrag aufsetzt. Guter Hinweis, dass man einen genauen Plan haben sollte, ob man das Unternehmen an Familienmitglieder oder persönliche Bekannte vermachen will.

  2. Mein Vater würde meinem Bruder und mir gerne seine Firma übergeben. Danke für den Tipp, dass die rechtlichen und steuerlichen Rahmenbedingungen dabei nicht außer Acht gelassen werden sollten. Wir werden deshalb einen Übergabevertrag erstellen lassen und dabei auch andere erbberechtigte Familienmitglieder, die nicht ins Unternehmen einsteigen möchten, berücksichtigen.

  3. Vielen Dank für diesen Beitrag zur Geschäftsübergabe. Gut zu wissen, dass dafür der Übergeber eine Bewertung vornehmen muss. Wir haben einen Berater konsultiert für diese Bewertung und stehen gerade kurz vor der Ausfertigung des Übergabevertrags.

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